Traumreisen sind meditative Übungen, die helfen sollen, aus dem Alltagstrott heraus zu kommen oder ihn am besten ganz zu vergessen. Traumreisen haben immer einen Ausgangsort, der am besten ein Lieblingsort des Traumreisenden ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob er real oder fiktiv ist. Mein Lieblingsort befindet sich unter einer Weide an einem Bach. Ich setze mich unter den Baum, lehne mich an seinen Stamm, schließe die Augen und träume mich weg ...Ich gehe über eine sommerliche Blumenwiese am Bach entlang. Die Blumen blühen in allen Farben: gelb, rot, blau, violett, weiß. Grillen zirpen. Bienen summen. Hummeln brummen. Schmetterlinge flattern aufgeregt von Blüte zu Blüte. Vögel zwitschern. Das Wasser im Bach fließt glucksend und murmelnd zwischen den moos- und algenbewachsenen Steinen zu Tal. Es glitzert im Licht der frühen Morgensonne. Alles ist so ruhig und friedlich. Ich bin glücklich.
Nach einer Weile wendet sich der Weg vom Bach ab und führt über eine langgezogene Hügelkette hin zu den nahen Bergen. Das Gras steht hüfthoch und überall liegen riesige Felsbrocken verstreut, gerade so, als hätte ein Riese sie beim Spielen liegen gelassen. Schafe weiden zwischen den Felsen und blicken neugierig zu mir herüber. Im hohen Gras kann ich nur ihre Köpfe erkennen. Als ich das Bergmassiv erreicht habe, wendet sich der Weg wieder ab und führt mich an einer hohen Felswand entlang. Nach der nächsten Wegbiegung fällt mein Blick auf eine große Bergwiese, an deren hinterem Ende ein Haus steht, das vollkommen aus Holz erbaut zu sein scheint. Sogar das Dach ist mit hölzernen Schindeln eingedeckt. Als ich näher komme, erkenne ich, dass die Haustüre offen steht. Doch ich kann weit und breit niemanden sehen.
Ich gehe auf das Haus zu und rufe zur offenen Türe hinein, doch niemand antwortet. Also ziehe ich meine Schuhe aus und gehe hinein. Die Küche ist leer, aber im Kamin lodert ein Feuer. Ich setze mich auf eine Bank und blicke in die Flammen. Das Feuer knistert und flackert und zieht meinen Blick in sich hinein. Ich sehe mich und ich sehe meine Gedanken und ich frage, was ich fragen will. Es dauert nicht lange und ich spüre die Antwort aus dem Feuer. Es ist meine Antwort auf meine Frage. Als ich nichts mehr höre, bedanke ich mich, stehe auf und verlasse das Haus wieder. Ich gehe den ganzen Weg wieder zurück, über die Bergwiese, an der Felswand und den Schafen in den Hügeln vorbei, bis ich an meinem Lieblingsplatz am Bach angelangt bin und setze mich wieder unter die Weide ...
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